Text: Kristina Just Fotos: Ralf Kresin u.a.
Bereits Tage zuvor war der Tanz in den Mai im Rosdorfer Saal (RoSa) restlos ausverkauft. Kein Wunder: Mit Livemusik und Swing-Tanz hatte der Verein RoSa Fiege e. V. viele Feierfreudige aus Rosdorf, den umliegenden Ortschaften und Göttingen in den Sellenfried 1 gelockt.
Ralf Lesjak, Saalbetreiber, Visionär und Nachfahre des Gründers, sowie seine Frau Ute sind über diesen Zuspruch mehr als erfreut: „Und das gleich bei unserer ersten Veranstaltung!“, jubilierte er … was erst richtig nachvollziehbar wird, wenn man weiß: Über 50 Jahre verbrachte der Saal (Baujahr 1896) im Dornröschenschlaf – geschlossen, staubig, ungenutzt. Weitere fünf Jahre dämmerte er in der Vorbereitungsphase dahin, in der alle Genehmigungsinstanzen durchlaufen werden mussten, damit die Rosdorfer*innen auf den gediegenen Planken wieder ausgiebig feiern durften.
Doch vor dem Vergnügen stand noch jede Menge Arbeit an. Viele Helfer waren nötig, bis im frisch geräumten und säuberlich geputzten Saal mit dem Maientanz der Probebetrieb anlaufen konnte. Schnell füllte sich das historische Gemäuer mit einem bunt gemischten Publikum aus alteingesessenen Rosdorfer*innen, die schon als Jugendliche im Saal gefeiert hatten, zugezogenen Neubürgern sowie Gästen aus Göttingen und vielen jungen Tänzern und Tänzerinnen aus der Lindy-Hop-Szene.
RoSa Fiege – der gutmütige Hausgeist des gleichnamigen Saals und Alter Ego von Ralf Lesjak – führte durch das Programm. Auf der frisch geölten Bühne plauderte er über das Alter: „Ich bin 128 Jahre alt, ist hier jemand älter?“ Dann verriet er seinen Zuhörern, dass er sich beim Netzwerkebauen von „seinen Spinnen“ hat inspirieren lassen und nur durch unzählige helfende Hände die bisherigen Kosten maximal niedrig halten konnte.
Als Erstes sorgte die Musi-Kuss-Bigband unter der Leitung von Jurij Batzel für eine gut gefüllte Tanzfläche. Im Jahr 2000 von acht Schüler*innen gegründet, hat sich das aus 10- bis 26-Jährigen bestehende Ensemble inzwischen zu einer stattlichen Bigband entwickelt. Weiter ging’s ab 21 Uhr mit einem beschwingten Swing-Tanz-Taster von Swing in Göttingen e. V. Seit 2013 bietet der Verein Kurse und Events an, in denen man Lindy Hop lernen oder einfach mal hineinschnuppern kann. Wer einmal vom Lindy-Hop-Virus infiziert ist, hat in den Mo’Swing-Kursen oder jeden Montagabend im Rockclub Exil die Gelegenheit, das Tanzbein zu „swingen“. Auch die alten Dielen des Saales brachten die Lindy-Hopper mit ihren Maientänzern zum Beben. Hausgeist RoSa Fiege zeigte sich begeistert über die vielen hüpfenden Füße, würden sie doch die Holzwürmer aus den Dielen vertreiben.
Als finaler Act fanden sich die New Orleans Syncopators auf der Bühne ein – direkt mit dem Mississippi-Dampfer aus New Orleans angereist, hatten sie glücklicherweise einen Liegeplatz an der Leine gefunden. So zumindest lautete die Version von Hausgeist RoSa. Seit 40 Jahren interpretieren die Syncopators den Oldtime Jazz in ihrem ureigenen Stil: schwarz, weiß, farbig, fröhlich. Dass es diese Institution des Göttinger Kulturlebens nach Rosdorf verschlagen hat, honorierten die Gäste mit belebter Tanzfläche und ausgiebigem Applaus. Eine Frage jedoch beschäftigte Ralf Lesjak bis zum Schluss: Würde das neue vom RoSa Fiege e. V. angeschaffte Piano den Jazz-Stresstest bestehen? Aber ja! Das Piano hat mit Bravour bestanden, ebenso der Saal und das Publikum erst recht:
Es feierte und swingte fröhlich und entspannt dem Wonnemonat Mai entgegen.
Ro-Sa, Ro-Sa, mehr da-von!
Unser großes Dankeschön gilt allen Freunden und Unterstützern, die tatkräftig mit angepackt und so den Tanz in den Mai überhaupt erst ermöglicht haben!
RoSa Fiege e. V.